Eine goldene Regel zur Vermeidung von Konflikten gibt es nicht. Man kann aber lernen mit diesen Situationen umzugehen. Aber wie erkenne ich eine typische Vorgehensweise eines klassischen aggressiven Verhaltens? Wie bewusst nehme ich meine eigenen Reaktionen war? Was genau ist deeskalierende Kommunikation und welche rechtlichen Hinweise zur Notwehr gibt es?
Diesen Fragen stellten sich die Mitarbeitenden aus dem sozialen Bereich des DRK Kreisverbandes Emmendingen. Eingeladen wurde hierfür Frank Stratz, Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums in Freiburg aus dem Referat Prävention. „Das Ziel soll sein, dass man in Stresssituationen handlungsfähig bleibt“, begrüßte Frank Stratz die Seminarteilnehmer, „allerdings ist der Weg dorthin ein ständiger Lernprozess.“
Was kann einem aggressiven Verhalten zugrunde liegen?
Nicht nur bei der Polizei gibt es Situationen, die in einen Konflikt führen können. Erst in den vergangenen Wochen wurde in Kenzingen ein Helfer-vor-Ort von einer verunfallten Person, die gerade ihr Bewusstsein wiedererlangt hatte, aggressiv angegangen. Aber auch in anderen Leistungsangeboten und -bereichen des DRK können Situationen auftauchen, die einen vor Herausforderungen stellen. Wichtig ist zu wissen welche Motive hinter einem aggressiven Verhalten stecken und was sie bewirken wollen. Meist haben die übergriffigen Personen schon aus der Vergangenheit gelernt, dass sie mit diesem Auftreten ihr Ziel erreichen oder sie handeln aus fachlichem Falschwissen heraus und verwickeln das Gegenüber in fruchtlose Diskussionen, die in einen Konflikt ausarten können. „Möglich ist aber auch, dass die Person sich nicht einer staatlichen oder behördlichen Entscheidung unterordnen möchte. In diesen Situationen kann man sich mit einem guten Kommunikationsgeschick herausmanövrieren, ohne dass es zu einem Gewaltausbruch kommt“, führt der Polizeihauptkommissar aus. Anders sieht es aus, wenn der aggressiven Person existentielle Nöte drohen, wie beispielsweise finanzielle Sorgen, freiheitsentziehende Maßnahmen oder auch Angst vor Schmerzen oder gar Tod.
Wie reagiert der eigene Körper bei Stress?
Die Steinzeit ist noch in jedem von uns in der sogenannten Stressreaktion vorhanden. Der Körper reagiert dabei blitzschnell, um sich in Sicherheit zu bringen. Diese Reaktion kann nicht beeinflusst werden. „Wohl aber, wie man sich dann verhält. Das hängt ausschließlich von den bisher gemachten Erfahrungen und antrainierten Fähigkeiten ab“, ergänzt Frank Stratz. Üben kann man diese Situationen beispielweise in einem Training oder Rollenspielen. Nach einer Stressphase braucht der Körper mindestens 15 Minuten um sich zu erholen. „Meistens reichen 60 Minuten aus, „klärt der Hauptkommissar auf, „bei extremen Stresssituationen kann es aber auch über Tage gehen.“
Wie funktioniert deeskalierende Kommunikation?
Wesentlich dabei ist: authentisch sein. Egal wie das Gegenüber sich verhält, sollte man höflich und freundlich bleiben. Wenn Informationen weitergegeben werden, hilft es oft schon, wenn man den Entstehungsprozess einer Entscheidung erläutert. Sollte man damit aber nicht weiterkommen kann man aber auch Grenzen und mögliche Konsequenzen aufzeigen. Bevor diese jedoch vollzogen werden ist es wichtig die Person entscheiden zu lassen, welchen Weg sie einschlagen möchte. Warum gerade das helfen soll? „Menschen lieben es Entscheidungen zu treffen, „so Frank Stratz, „dies setzt aber ein Denkprozess voraus, der den Störer-Ablaufplan schon unterbrechen oder sogar beenden kann.“ Wichtige Grundprinzipien sind aber auch: keine Flut an Informationen, kurze und einfache Sätze, keine Fachsprache sowie langsam und deutlich sprechen.
Plan B – Unterstützung holen
Bemerkt man, dass ein Kollege oder eine Kollegin Unterstützung benötigen könnte, hilft es manchmal schon, einfach durch den Raum zu gehen, um so eine passive Überzahl darzustellen. Eine kleine Unterbrechung durch eine Frage an den Kollegen oder die Kollegin oder diese unter einem Vorwand kurz aus dem Raum bitten, kann die Situation schon wesentlich entspannen. Wenn eine gewalttätige Eskalation bevorsteht, sollte man sich jedoch nicht davor scheuen externe Hilfe anzufordern.
Frank Stratz war von der Kompetenz, der Teilnehmer beeindruckt. „Man hat den Anwesenden angemerkt, dass sie sehr erfahren im Umgang mit Menschen sind. Auch mit Menschen, die es nicht leicht im Leben oder unserer Gesellschaft haben. Damit verbunden sind auch Erfahrungen mit aggressiven und/oder übergriffigen Menschen“, schließt der Seminarleiter ab, „meine Aufgabe beim Seminar des DRKs ging eher in die Richtung, nur ein wenig an den Stellschrauben der bereits entwickelten Handlungskompetenzen der Anwesenden zu drehen. Und die eine oder andere leicht veränderte Sichtweise auf menschliches Verhalten und Kommunikation aufzuzeigen.“ Die Mitarbeitenden des DRK Kreisverbandes Emmendingen waren sehr dankbar über das Angebot des Polizeipräsidiums und nahmen aus dem Seminar einiges für sich und ihre Arbeit mit.