Ob beim Mittagessen, während einer Ruhepause auf der Couch oder inmitten eines Gesellschaftsspieles mit der Familie: Wer Mitglied in einer Helfer-vor-Ort Gruppe ist, kurz HvO, muss alles stehen und liegen lassen, wenn es um einen Notfall geht. Alarmiert wird die Gruppe über die Integrierte Leitstelle des Landkreises, wenn es sich um einen akuten Notfall handelt und es sehr wahrscheinlich ist, dass die Helfer noch vor dem Rettungsdienst eintreffen. Akute Notfälle können beispielsweise Schlaganfälle oder Herzinfarkte sein. „Deshalb sind wir nicht nur mit Verbandsmaterial, Beatmungsbeutel, -Masken, Larynxtubus, Blutzucker-Messgeräten, Blutdruckmessgerät und einem Pulsoxymeter ausgestattet, sondern auch mit einer Sauerstoffflasche, Infusionsbesteck und einem Defibrillator“, erklärt Sandra Groß. Sie ist nicht nur Mitglied im DRK Ortsverein Riegel, sondern gleichzeitig auch in der neuen HvO-Gruppe.
Nicht jeder kann einfach zu einem Helfer-vor-Ort werden, denn dafür benötigt es spezielles Wissen. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Sanitätshelferausbildung, als auch eine HvO-Fortbildung. „In der HvO in Riegel haben alle Mitglieder zusätzlich eine Funkausbildung, eine MANV-Ausbildung, das ist kurz für ‚Massenanfall von Verletzten‘, und ein 16-stündiges Praktikum beim Rettungsdienst absolviert“, fügt Sandra Groß hinzu. Je nach Ortschaft starten die Helfenden von Zuhause aus oder von der Garage der jeweiligen Ortsvereine. Das Fahrzeug, das für die Einsätze zur Verfügung steht, ist mit den Einsatzrucksäcken, Defibrillator und diversen Sondermaterialien ausgestattet. Jedes Mitglied verfügt über eigene Einsatzkleidung. Die Kosten für die Ausstattung übernehmen die Ortsvereine selbst.
Waren es im Jahr 2016 noch 289 Einsätze im Jahr so waren es von Januar bis Ende November in diesem Jahr insgesamt 616 Einsätze aller HvO-Gruppen im Landkreis. Im Dezember waren die Ehrenamtlichen Retter besonders gefordert: die HvO-Gruppen des DRK wurde bis Weihnachten bereits zu 54 Notfällen gerufen. Ein mehr als deutlicher Anstieg. Die meisten Einsätze gab es in Freiamt und Jechtingen. „Da Freiamt eine ländliche und großflächige Gemeinde ist, sind die HvOs hier sehr gefragt“, weiß Andrej Hog, der für die HvO-Gruppen verantwortliche Kreisbereitschaftsleiter des DRKs. Im Jahr 2002 wurden die ersten HvO-Gruppen in Jechtingen, Simonswald, Königschaffhausen, Vörstetten und Freiamt gegründet, bis heute hat das DRK dieses bewährte System auf nunmehr insgesamt 29 HvO-Gruppen des DRKs im Landkreis erweitert. „Um den steigenden Einsatzzahlen zu begegnen und die Eintreffzeiten weiter zu verkürzen betreibt beispielsweise alleine der DRK OV-Teningen gleich drei HvO-Gruppen: Eine Gruppe versorgt Teningen selbst, eine weitere Köndringen und Heimbach und seit Dezember werden die Ortsteile Nimburg und Bottingen von einer weiteren Gruppe versorgt,“ so der Kreisbereitschaftsleiter. Auch Riegel und Malterdingen teilen sich nun das Einsatzgebiet, wenn die neue Gruppe ab Januar startet. „Wir sind bereit,“ so Sandra Groß, „in den nächsten Tagen werden die Funkmeldeempfänger programmiert und die zusätzliche Alarmierungs-App auf unseren Handys installiert, über die wir dann alarmiert werden können.“
Meiste Einsätze in 2022 Stand 27.12.
Freiamt: 82
Jechtingen: 54
Herbolzheim: 44
Waldkirch: 44
Kenzingen: 37
Simonswald: 37