"Einfach da sein, wenn es darauf ankommt" – 25 Jahre PSNV mit Peter Zimmermann - Kreisverband Emmendingen e.V.
· Pressemitteilung

"Einfach da sein, wenn es darauf ankommt" – 25 Jahre PSNV mit Peter Zimmermann

Ein Gespräch über Krisen, Menschlichkeit – und warum sich das Engagement in der Psychosozialen Notfallversorgung lohnt.

Wenn das Leben plötzlich aus den Fugen gerät, sind sie da: Die Ehrenamtlichen der Psychosozialen Notfallversorgung – kurz PSNV. Seit über 25 Jahren engagiert sich Peter Zimmermann in diesem besonderen Bereich der Krisenintervention im Landkreis Emmendingen. Wir haben mit ihm über prägende Einsätze, stille Momente – und den großen Wert vom Zuhören gesprochen.

Herr Zimmermann, seit einem Vierteljahrhundert engagieren Sie sich in der PSNV. Wie kamen Sie damals zu diesem besonderen Ehrenamt?
Der Auslöser war das Zugunglück von Eschede 1998. Damals wurde schlagartig deutlich, dass wir Menschen brauchen, die nicht nur körperlich, sondern auch seelisch "Erste Hilfe" leisten – sowohl für Betroffene als auch für Einsatzkräfte. Ich war damals im DRK-Ortsverein Emmendingen und habe mitgeholfen, den Arbeitskreis zu organisieren und Freiwillige zu finden. Und als es 1999 dann losging, war ich einer der ersten, die selbst mit auf Einsätze gingen.

Was genau macht die PSNV – und wie ist das Team organisiert?
Wir sind ein fester Arbeitskreis unter dem Kreisvorstand und zuständig für den gesamten Landkreis Emmendingen. Wenn Teams aus Nachbarkreisen Unterstützung brauchen, helfen wir auch dort. Im Einsatzfall werden wir von der Leitstelle alarmiert, meist durch den Notarzt, Rettungskräfte oder die Polizei. Dann rücken wir immer zu zweit aus – das ist uns wichtig.

Wie sieht ein typischer PSNV-Einsatz aus?
Typisch ist eigentlich nur, dass nichts typisch ist. Jeder Einsatz ist anders. Wir kommen, hören zu, tragen die Stille mit – manchmal einfach wortlos. Wir bleiben so lange, bis das soziale Netz der Betroffenen – also Familie, Freunde oder Nachbarn – wieder greift. Meist sind das drei bis fünf Stunden. Und manchmal merken wir auch: Unsere Hilfe wird gerade nicht gebraucht – dann treten wir zurück.

Und nach dem Einsatz? Wie verarbeiten Sie das Erlebte?
Direkt nach dem Einsatz sprechen wir miteinander, tauschen Eindrücke aus. Gerade weil wir immer zu zweit sind, hilft das sehr. Zusätzlich gibt es regelmäßige Teamtreffen und Supervisionen mit professioneller Begleitung. Das ist wichtig – denn manche Einsätze gehen tief. Es gibt keine Routine. Aber es gibt das Handwerkszeug, das wir mitbringen.

Gibt es einen Einsatz, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Ja, leider. Ein Fall in Teningen: Ein Mann lauerte seiner Ex-Partnerin vor einer Tiefgarage auf und griff sie und den gemeinsamen Sohn mit einem Messer an. Beide starben später im Krankenhaus. Wir hatten allein zu diesem Fall über zwölf Einsätze an zwei Tagen – es ging um Zeugen, Nachbarn, auch Menschen, die helfen wollten, aber nicht konnten. Eine Frau drei Häuser weiter hörte die Schreie, die in ihrem Kopf nicht mehr aufhören wollten. Solche Momente bleiben lange.

Warum lohnt es sich, Teil der PSNV zu sein – trotz all der schwierigen Themen?
Weil man wirklich etwas bewirken kann. Studien zeigen: 90 % der Traumatisierungen können abgefangen werden, wenn frühzeitig jemand da ist. Das heißt: Wir machen einen echten Unterschied. Und es ist zutiefst menschlich. Es geht nicht um Reden – es geht ums Dasein. Wer sich engagieren möchte, bekommt von uns eine fundierte Ausbildung, Begleitung, Austausch – und ein Team, das trägt.

Letzte Frage: Was würden Sie jemandem sagen, der überlegt, bei der PSNV mitzumachen?
Wenn du empathisch bist, zuhören kannst, nicht gleich alles lösen willst – sondern einfach für andere da sein möchtest: Dann bist du bei uns genau richtig. Die PSNV ist kein "klassischer" Einsatzdienst, sondern ein Dienst am Menschen – oft leise, aber unglaublich wirksam. Und wir freuen uns über jede neue Kraft im Team.
 

Neugierig geworden?
Die Psychosoziale Notfallversorgung im Landkreis Emmendingen sucht engagierte Menschen mit Herz, Verstand – und dem Wunsch, anderen in schweren Stunden zur Seite zu stehen.

Mehr Infos gibt’s hier: www. https://www.drk-emmendingen.de/start/angebote/einsatzdienste/notfallnachsorge.html