Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Landkreis Emmendingen und ist als Lehrerin an einer beruflichen Schule tätig. Dort hat sie viel Kontakt zu Geflüchteten, aber auch zu Menschen, die es schwer haben Anschluss zu finden. Daher reifte in ihr immer mehr der Wunsch heran, zu helfen, ohne die Grenzen, die sie als Lehrerin hat. „Durch das Ehrenamt meines Mannes habe ich Zeyneb Othman kennengelernt. Sie arbeitet in der Flüchtlingssozialarbeit beim Deutschen Roten Kreuz,“ erzählt Sonja Berger, „ich habe sie angesprochen, ob es möglich ist Patentante von einer geflüchteten Familie zu werden.“ Und sie hatte Glück. Zeyneb Othman konnte ihr eine Familie vermitteln. Seither kommt die mittlerweile zehnjährige Ghazal, die mit ihrer Familie vor fünf Jahren aus Syrien nach Deutschland kam, einmal im Monat für ein Wochenende zu Besuch.
Nicht nur für Ghazal ist es eine tolle Zeit. Auch Sonja Berger und ihre Kinder haben schon viel über die Kultur von Ghazal gelernt. „Inzwischen hat sich auch eine richtige Freundschaft zu ihrer Familie entwickelt und auch meine Tochter durfte schon das ein oder andere Mal bei Ghazal übernachten“, ergänzt die Lehrerin. Ghazal ist wie eine große Schwester, wie es sich ihre Tochter schon immer gewünscht hat, die das Beisammensein genießt und dabei viel über die neue Heimat lernt. Manchmal unternehmen sie Ausflüge, wenn das Patenkind da ist. „Ghazals Mutter ist so dankbar, dass wir ihre Tochter überall hin mitnehmen“, weiß Sonja Berger. Denn die Sprachbarriere, aber auch die fehlende Mobilität schränkt die geflüchtete Familie ein.
Durch einen Fernsehbeitrag wurde eine Bekannte von Sonja Berger auf das besondere Projekt aufmerksam. Sie möchte nun auch ein Patenkind annehmen. Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Denn die Familien müssen sich zuerst kennenlernen und sich vertrauen. Denn immerhin geben sie ihr Kind in eine anfangs noch fremde Betreuung. „Wir haben uns am Anfang viel über die Kultur informiert,“ so Berger. Denn Offenheit aber auch Respekt gegenüber der anderen Kultur hilft den Familien dabei Vertrauen aufzubauen. „Anfangs hat Zeyneb Othman noch vermittelt und übersetzt. Aber das war sehr schnell nicht mehr nötig,“ erinnert sich die Lehrerin. Inzwischen gehört Ghazal zur Familie und fragt ihre Patentante auch mal über Wahtsapp um Rat. Sie genießt die Zeiten, in denen sich Sonja Berger bewusst nur Zeit für sie nimmt. Diese Aufmerksamkeit tut ihr sehr gut.
Natürlich hilft Sonja Berger ihr nicht nur beim Kennenlernen der neuen Kultur, sie fördert auch Ghazals Begabungen. Sie liebt es zu basteln und malen, ist aber auch gerne viel draußen unterwegs. „Sie hat sogar einmal ein Malwettbewerb der Schule gewonnen,“ erzählt die Patentante stolz. Was sie sich wünscht? „Mehr Zeit zu haben oder dass Ghazal in der näheren Umgebung wohnen würde,“ erklärt die zweifache Mutter, „aber auch, dass mehr Menschen sich so ein Ehrenamt vorstellen können.“